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DIE FUNDAMENTE

DER BURG SCHAUBECK

In einer Windung (Eck) der Bottwar, einem Prallhang, gelegen, war der Blick frei in weitem Winkel. So soll der Name „Schau(b)eck“ entstanden sein. Zur Flussseite sturmfrei, zur Bergseite durch einen Halsgraben und Ringgraben getrennt, hatte die Burg einen sehr wehrhaften Charakter, den man ihr heute fast nicht mehr ansieht. Die Burg Schaubeck beherrschte im Hochmittelalter die uralte Fernstraße, die heute noch als Alte Kleinbottwarer Straße an der Mauer des Gartens entlang nach Steinheim führt. Dort findet die Straße Anschluss an die in früherer Zeit bedeutende Fernverbindung vom Nordwesten Deutschlands nach Süden und Südosten. Die Schaubecker Straße gehörte so zum Netz der vor- und frühgeschichtlichen Fernwege unserer Heimat.

Bergfried und zwei an ihn schließende parallel zueinander errichtete Flügel durch Gräben an drei Seiten gesichert. Das Äußere ist massiv gebaut auf dem Grundriss kann man sehr gut die Fundamente des ehemaligen Turmes sowie die starken Mauern nach Norden, Westen und Süden erkennen. Das Innere wird durch Fachwerk dominiert (16. Jhdt.). Die Wohnteile wurden hauptsächlich von den Herren Plieningen (1480-1642) errichtet. Vielleicht hatte die Burg gegen die Bergseite eine Schildmauer- bei Grabungen hat man im Süden und im Osten mächtige Wehrmauerreste gefunden. Dass eine Zugbrücke vorhanden war, kann man auch an der Abbildung der Kieserschen Forstkarte erkennen.
 
Um 1620 wird die Burg zum Schloss umgebaut, da der fortifikatorische Charakter wegen der Weiterentwicklung der Feuerwaffen nicht mehr aufrechterhalten werden musste. Der Treppenraum setzte im Hof einen Fixpunkt, so dass die übrigen Veränderungen des Innenhofes ihm angeglichen wurden. Unter dem nördlichen Flügel werden die Weinkeller eingerichtet, die Fenster im Schickhardt-Stil werden eingesetzt. Zwischen 1749 und 1765 wurde der herrschenden Kunstrichtung Rechnung getragen und die Bemalung der Nord- und Westfassaden in roter und violetter Farbe mit den gemalten Eckquadern im Diamantschnitt angebracht. Die Architekturepochen Renaissance und etwas Barock sind beide im Schmuck des Schlosses zu erkennen

DIE FAMILIE

 

Nach der ersten urkundlichen Erwähnung 1272 ist die Burg im Besitz verschiedener Familien, darunter die Herren von Plieningen bis 1645, später die Herren von Kniestedt bis 1853. Dann gehen Burg und Land an die Freiherrn von Brusselle und 1914 mit Sophie von Brusselle, verheiratete Gräfin Adelmann an die jetzigen Eigentümer, inzwischen in der 5. Generation.

 

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1. Heinrich Graf Adelmann ab 1914

Mit ihm tritt nun ein Experte auf den Plan, der als Forstwirt Weingut und Landwirt-schaft in Schwung bringt und zugleich Königlich Württembergischer Kammerherr sowie Mitglied der Zentrumspartei im Reichstag ist. Zudem Komponist, Kunst-sammler, passionierter Jäger und Karnevalspräsident.

 

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2. Raban I. Graf Adelmann ab 1920

Als Diplomat und Doktor der Rechte hält er den Betrieb in unruhigen Zeiten auf Kurs. Er ist  politisch aktiv, begleitet die Verhandlungen in Versailles über das besetzte Rheinland und übernimmt in Polen den Posten des Generalkonsuls von Kattowitz. Er ist verwitwet und kinderlos als sein Bruder Sigmund Maria, Kölner Regierungs-präsident, 1926 stirbt. Ohne zu zögern kümmert er sich um die zehn Halbwaisen und adoptiert seinen Neffen Raban. Nach seinem Tod folgt:

 

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3. Raban II. Graf Adelmann ab 1935

Der neue Gutsherr führt das Weingut in die neue Zeit. Als Diplomat ist er in Prag, Brasilien, Brüssel, Paris, später als Bundestagsabgeordneter in Bonn tätig und findet 1941 in der Tochter des Botschaftsrats in Rio die ideale Partnerin: gewandt auf gesellschaftlichem Parkett, streitbar im Kreistag gestalten beide nach 1945 die Burg zu einem wohnlichen Familiensitz um. Nur knapp entgeht Burg Schaubeck im Zweiten Weltkrieg der Zerstörung. Ihr Status als Verwahrort für ausgelagerte Kunstschätze rettet den Besitz 1944 davor, von den Nationalsozialisten konfisziert zu werden – sonst wäre sie bei Kriegsende wohl von amerikanischen Truppen in Schutt und Asche gelegt worden. Ins Visier genommen wurde das historische Bauwerk von den Soldaten trotzdem, doch die Granaten landeten glücklicherweise weitab im Acker. Der Weinbau wird erneuert, ungeliebte Rebsorten werden durch Grauburgunder, Müller-Thurgau oder Samtrot ersetzt. Insgesamt 13 Rebsorten stehen heute auf 21 Hektar. Die Moderne zieht überall ein, die Pferdegespanne werden abgelöst von einem spektakulären Mercedes Unimog. Der Glanz ist allerdings nicht ungetrübt: kleine Erträge und Missernten bestimmen die Zeit des Wiederaufbaus, dann folgt 1956 der Jahrhundertfrost. Mit Weinbau ist zu jener Zeit noch kein Staat zu machen. Es ist die Landwirtschaft, die bis Ende der 60er Jahre das Einkommen sichert: das Getreide, die Zuckerrüben, die Kühe, die Schweine. Alle Weine werden bereits trocken ausgebaut, sodass der „Kalte Krieger“ Alexej Kossygin 1973 bei einem Bankett spontan einen Toast auf die 1971er Lemberger Spätlese „Brüsseler Spitze“ ausbringt.

 

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4. Michael Graf Adelmann ab 1978

Wie schon sein Vater ist er Jurist mit doppeltem Staatsexamen, bevor er in der Weinbauschule Weinsberg eine weitere Ausbildung macht. Bereits 1981 legt er Weine erstmals ins neue Barrique – gilt der Holzton in Deutschland doch noch als grober Fehler. Und 1989 kreiert er die erste Cuvée – sind doch bis dahin nur sortenreine Gewächse salonfähig. Zudem werden die Traubenstöcke ausgedünnt und die elektronisch gesteuerte Gärung und Ganztraubenpressung eingeführt. Mit Gleichgesinnten gründet er 1986 HADES, Studiengruppe Neues Eichenfass und 1990 das Deutsche Barriqueforum. Er ist bis 2011 - ein Vierteljahrhundert -  Präsidiums-mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP).

 

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5. Felix Graf Adelmann ab 2012

 

Neue Herausforderung bringt seine Zeit: nicht nur die Qualität, auch die Bilanz muss stimmen. Weingüter sind inzwischen Firmengebilde mit den klassischen Abteilungen wie Vertrieb und Marketing. Natürlich bleibt auch das Familiensache – und um sich auf die vielfältigen Aufgaben vorzubereiten, bricht Felix Graf Adelmann mit einer Tradition: nicht Jura hat er studiert, sondern Betriebswirtschaft in London und Madrid, um anschließend als Unternehmensberater Erfahrungen zu sammeln. Das Rüstzeug für seine Arbeit in Keller und Weinberg eignet er sich auf renommierten Weingütern im In- und Ausland an. Auch die jetzige Generation hält weiter an der Familientradition fest: unermüdlich hält der Weinenthusiast die Fahne der Qualität hoch nach dem Motto „traditionell – aber nie konventionell“, eben typisch Adelmann.

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